Ausstellungen die sich der Geschichte einer einzelnen Stadt widmen haben meist einen gewissen Beigeschmack von Heimatmuseum und Volkskunst. Wenn es sich bei der Stadt jedoch um Jerusalem handelt, eröffnen sich völlig neue Dimensionen. Kaum eine Stadt hat so viel Historie, Umbrüche und Wandlungen erfahren wie diese. Das Jüdische Museum Berlin widmet sich in der Ausstellung „Welcome to Jerusalem“ noch bis zum 30. April der „heiligen Stadt“.
Synagogen, Kirchen und Moscheen
„Von der Zeit des zweiten Tempels und seiner Eroberung durch Rom über die osmanische Herrschaft und die britische Mandatszeit bis zum 21. Jahrhundert – die Ausstellung Welcome to Jerusalem thematisiert eine Stadtgeschichte, in der Alltag, Religion und Politik unauflöslich miteinander verflochten sind.“
Von jahrhundertealten Stadtplänen, über historische Exponate bis hin zu modernen Videoinstallationen zeichnet die Ausstellung die Geschichte Jerusalems nach. Die Auswahl der Objekte ist ebenso Spiegelbild einer bewegten Historie wie die Stadt selber.
Tempelberg, Grabeskirche und das Haram asch-Scharif sind gleichwertig bedeutende Sinnbilder dreier verschiedener Weltreligionen, welche das Stadtbild seit jeher bestimmen. Und bis heute Anlaufstellen für Juden, Christen und Muslime aus der ganzen Welt. Der zentrale Ausstellungsraum spiegelt sie alle wieder und gibt mit Hilfe von Modellen und Artefakten nicht nur einen Überblick über sie, sondern führt auch in ihre bewegten Geschichten ein. Ein anderer Raum widmet sich einzig eben jener Pilgerfahrten, die Gläubige seit Jahrhunderten in die heilige Stadt unternehmen. Wussten Sie etwa, dass die bis heute beliebten Tätowierungen von Kreuzen ihren Ursprung in den Pilgerfahrten koptischer Christen haben?
Modernes Leben mit moderner Technik
Neben vielen weiteren Ausstellungsräumen hat uns vor allem die Videoinstallation zu Beginn des Rundgangs beeindruckt. Auf drei gegenüberliegende Wände wird die Installation „24h Jerusalem“ projiziert. In dieser Echtzeit-Dokumentation werden 24 Stunden im Alltag von 90 Bewohnern der Stadt filmisch festgehalten. So unterschiedlich sie scheinen, sie werden von der Stadt geeint, die Schauplatz der Dokumentation und auch der Ausstellung in Berlin ist. Die Vielzahl an Szenen, Menschen und Eindrücke vermittelt ein Gefühl für Jerusalem, welches einen durch die gesamte Ausstellung begleitet und so den ständigen Vergleich von Historie und Neuzeit ermöglicht.
Tipp: Sehr zu empfehlen ist auch die Erkundung des Untergeschosses des Jüdischen Museum Berlin. Der Libeskind-Bau des gleichnamigen Architekten ist Zick-Zack-förmig angeordnet und durch unterirdische Achsen miteinander verbunden. Hier befindet sich die Dauerausstellung und der „Garten des Exils“. Ebenso bedrückend wie beeindruckend.
Weitere Informationen zur Ausstellung “Welcome to Jerusalem” auf der Website des Jüdischen Museums Berlin: www.jmberlin.de/
Bild 1:
Ausstellung “Welcome to Jerusalem, Laufzeit 11. Dezember 2017 – 30. April 2019: Blick in den Raum “Die Vermessung der Stadt”
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff
Bild 2:
Ausstellung “Welcome to Jerusalem” vom 11. Dezember 2017 bis 30. April 2019: Blick auf den zentralen Ausstellungsraum “Die heilige Stadt”
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff
Bild 3:
Ausstellung “Welcome to Jerusalem, Laufzeit 11. Dezember 2017 – 30. April 2019: Blick in den Raum “Welcome to Jerusalem” mit Ausschnitten aus der Dokumentation 24h Jerusalem
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff